REISEN


CHORFREIZEIT IN SCHWEDEN 2012:

   von Moritz Blumer, 2015



Im Juli/August 2012 unternahm der Posaunenchor eine Reise auf die Insel Ulvön in Südschweden.

Neben den Bläserinnen und Bläsern des Chores waren auch deren  Familienmitglieder wieder zahlreich vertreten, sodass sich die Teilnehmerzahl letztendlich auf 45 Personen belief.

Idyllisch gelegen in den südschwedischen Schären ca. 60 km nördlich von Göteborg war die kleine Insel der perfekten Ferienort für unseren Chor. Untergebracht in gemütlichen Blockhütten hatten wir es nicht weit zum Meer.

Neben einem Tennisplatz bot sich die Möglichkeit, kleine Motorboote zu mieten oder abends die schwimmende Sauna anzuheizen. Auch die Angler kamen an den steil abfallenden Brandungsfelsen auf ihren Geschmack.
Natürlich durfte auch das Musik machen nicht zu kurz kommen, jeden Morgen hieß es deswegen Proben im "Cafe LustHuset". Abends gab es dann oft noch ein Ständchen auf den Felsen direkt am Wasser, dazu fanden sich auch immer einige interessierte Zuhörer zusammen. 
Auch zwei "öffentliche" Auftritte waren Teil des Programms. So spielten wir während eines Volksfestes in der Fußgängerzone des nahegelegenen Städtchens Udevalla und begleiteten einen Gottesdienst in der Kirche "Grinneröd". Direkt im Anschluss hatte die Gemeinde Kaffee und Kuchen im nahegelegenen Gemeindehaus bereitgestellt, sodass wir, überrascht von der großen Gastfreundschaft, direkt noch ein zweites Ständchen im Freien gaben. 

Natürlich blieb auch genügend Freizeit, die jeder so verbrachte, wie er oder sie gerade Lust hatte. Dazu zählte neben Ausflügen in die Umgebung natürlich das Angeln und Tennis spielen. Besonders viel Spaß hatten diejenigen, die sich dazu entschieden, für ein paar Stunden Boote mit kleinen Außenbordern zu mieten und die Schäreninseln vom Wasser aus zu erkunden.

Bei allen blieb die Freizeit in sehr guter Erinnerung und es wurde schon überlegt, nochmals dorthin zu fahren.








SKANDINAVIEN 1991 – Schwedenfahrt des Posaunenchores aus der Sicht eines Fans

   von Gudrun Esser, 1991


Schon im zeitigen Frühjahr beschlossen die Mitglieder des Posaunenchors, in diesem Jahr nach Schweden und Norwegen zu fahren. Da genügend Raum in der Herberge war, konnten auch wieder Posaunenchor-Fans mitfahren.

So machten sich schließlich 39 Personen zum Teil mit Kleinbussen und PKW auf die Reise. Treffpunkt Jörn–Österjörn, 22. Juli, 19 Uhr, Abendessen…
Nachdem es auch uns, nach 4 Stunden Wartezeit, gelungen war, die halbstündige Überfahrt von Dänemark nach Schweden zu schaffen, fuhren wir am 2. Tag bis Stockholm.

Stockholm ist eine sehenswerte Stadt auf vielen Inseln und Halbinseln – inmitten die Insel mit Schloss und dem alten Reichtstagsgebäude. Die Altstadt mit engen und engsten Gassen, voller Antikläden, Boutiken, Einkaufsläden und kleinen gemütlichen Lokalen, Samstagsabends geöffnet, ein Ort voller Leben. Hier merkten wir, dass uns Schweden wohl teuer zu stehen kommen würde.
Die Wachablösung am königlichen Schloss, Sonntagsmittags um 12 Uhr, sahen sich viele unserer Gruppe an, ehe die Fahrt weiter nach Norden ging.

Wir fuhren gen Norden auf der gut ausgebauten Küstenstraße entlang am Bottnischen Meerbusen in Richtung Jörn-Österjörn. Die Landschaft wechselte auf 1000 km (!) kaum. Flaches Land, ab und an zur Rechten das Meer, lange Strecken ohne Ansiedlungen, dazwischen wieder einzelne Häuser oder Wegweiser, Briefkästen an der Straße, die zu abseits weiter zurückliegenden Häusern gehören – es erinnerte uns an Amerika 1988. Dann
wieder moderne Städte mit großen Industrieanlagen.
Auffallend überall in Schweden die gefällige Bauweise von Industriegebäuden, bemerkenswert auch an allen Rast- oder Infoplätzen entlang der Straßen Telefone, Touristenhinweise, Toilettenanlagen – alles auch auf die Bedürfnisse behinderter Menschen eingerichtet.
Doch zurück zur Landschaft. Die Vegetation veränderte sich sehr, je mehr wir nach Norden kamen. Hatten wir im Süden von Schweden noch wogende Getreidefelder gesehen, die kurz vor der Reife standen, wurde das Korn jetzt immer kleiner und niedriger, bis dann überhaupt keine Getreide mehr angebaut war. Dafür Flechten, Moose und Heidelbeerkraut als Bodenbewuchs in den unendlichen Wäldern und Weiten des Nordens.

Ab Montag, 22. Juli, 14 Uhr liefen dann so nach und nach alle Teilnehmer der Posaunenfreizeit in Österjörn ein. Sie kamen auf verschiedenen Wegen, über Norwegen, die Binnenstraße, direkt von daheim, oder waren schon mit Ferienaufenthalt unterwegs. Empfangen wurden wir von „Lennart“, der für die Dauer des Aufenthaltes des Posaunenchors und seiner Begleiter unser Reiseleiter, Hausmeister, Berater und Mann für alle Fälle war.

Österjörn war ein altes Kirchdorf. Zu der Anlage gehören die schöne Holzkirche, ein altes Schulhaus mit Schulraum, einem großen Veranstaltungsraum, einer Küche, Tischtennisraum und Sauna, zwei Wohnhäuser mit je vier Schlafzimmern und ein „Färsamlingshusset“. In diesem sind eine Küche und der Essraum, sowie einige Schlafräume im oberen Stock.
Die Häuser dienten in früheren Jahren den Kirchenbesuchern aus den Dörfern und

Siedlungen, die in einem Umkreis von 50 km zur Gemeinde gehörten als Unterkunft, wenn sie zur Kirche kamen. Sie kamen schon Freitags, machten Samstags ihre Einkäufe, erledigten ihre amtlichen Geschäfte sowie Besuche, gingen Sonntags zur Kirche und fuhren Montags wieder in ihre Dörfer und Siedlungen zurück. Deshalb sind auch Stallungen und Wagenremisen auf dem Gelände vorhanden.
Inzwischen hat Österjörn nach dem Bau einer Eisenbahnlinie durch Jörn zum Transport von Erzen aus dem Norden als Mittelpunkt seine Bedeutung und Funktion verloren. Eine neue Kirche, Post, Bank, Geschäfte, Arztpraxen etc. sind jetzt in Jörn ca. 10 km von Österjörn entfernt. Bei der Kirche in Österjörn ist der Friedhof, die Kirche selbst wird nur noch für Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen genutzt.
Da die Häuser in der heutigen Zeit für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr gebraucht werden, wurden sie vor ca. zehn Jahren renoviert und werden seitdem für Freizeiten hauptsächlich von Konfirmanden genutzt. Alles ist sehr hell und freundlich eingerichtet, die neuen Tapeten sind mit alten überlieferten Mustern bedruckt.

Probst Stern, der Pfarrer der Gemeinde, hieß uns am ersten Abend willkommen und machte uns mit der Einrichtung vertraut, die nach einigen Stunden samt Fahrrädern, Tischtennis, den Booten am nahegelegenen See, Volleyballnetzen, Sauna und nicht zuletzt der Waschmaschine, voll in unserer Hand war.

Die Geschäfte im nahen Jörn hatten schon vom ersten Tag an enorme Umsätze an „Lätt-Oel“ – zu deutsch Bier – da es erst um 23 Uhr dämmrig wurde hatten wir lange Tage und kurze Nächte. Unsere Tage waren ausgefüllt mit wechselndem Küchendienst, Proben für die Bläser, sportlichen Aktivitäten und Ausflügen.
Wir fuhren mit der längsten Seilbahn der Welt – 30 km – über Moore, Seen und Wälder, machten einen Ausflug nach Arvidjaur zu den Lappenhütten, mit Picknick in einem alten Steinbruch in der Wildnis des Nordens, nach Arjeplog zum Silbermuseum, in dem die Siedlungsgeschichte und das Leben der Lappen zu sehen war. Doch die Lappen, die wir auf der Straße trafen sind Cola trinkende Leute in Jeans, denn auch in Lappland ist die Zeit nicht stehen geblieben.
In beiden Städten schöne alte Holzkirchen, die warm und heimelig wirken, die das Gefühl von „zu Hause“ geben. Die gemalten Altarbilder kann man als naive Malerei bezeichnen, wirken aber nicht kitschig. Große, schöne gepflegte Friedhöfe, ohne jeglichen Prunk, liegen immer bei den Kirchen. Wir fuhren zum 810 m hohen „Galtisbuouda“ bei Arjeplog, von wo wir eine überwältigende Fernsicht hatten. Rundum soweit das Auge reicht Seen und endlose Wälder, in weiter Ferne die schneebedeckten Gipfel Nordnorwegens und das Lappentor, eine breite Senke zwischen hohen Bergen und über allem zwei farbenprächtige Regenbogen – Peter, ja der wollte erst fotografieren, wenn drei Regenbogen zu sehen wären.
An diesem Tage begegneten uns auch die ersten Rentiere, die sich recht unkontrollierbar und unberechenbar im Straßenverkehr verhalten.
Ein Besuch auf einer Auktion gab uns einen Einblick in eine andere Art der Erbschaftsregelung: Der komplette Hausstand mitsamt den landwirtschaftlichen Geräten und Ramsch des Verstorbenen wurde von einem Auktionator – man hatte vorher Gelegenheit den gesamten Wert zu begutachten – gegen Höchstpreis versteigert. Der durch die Auktion erlangte Erlös wird dann unter den Erben aufgeteilt – eine für uns seltsame Art der Erbauseinandersetzung und des Erbnachlasses.

Am 26 Juli war es dann soweit. In der großen Stadtkirche von Skellefteå, einer Stadt am Bottnischen Meerbusen und ca. 60 km von Jörn entfernt, gab der Posaunenchor ein Abendkonzert. Die Besucherzahl war nicht allzu groß, lag es am Beginn des Konzerts, 18 Uhr, oder lag es an dem Interesse der Besucher, oder an der Art der Musik? In Schweden sind Posaunen und Trompeten in der Kirchenmusik nahezu unbekannt. Aus diesem Grunde war es für uns ein Novum ein Konzert unter diesen Umständen zu geben.
Auch wurde uns gesagt, dass „Applaudieren“ in der Kirche unüblich und entweihend ist!
Aber trotzdem, es war ein wunderbares Konzert – es wurde für den Kirchenfunk in Skellefteå aufgezeichnet und alle Besucher waren sichtlich begeistert. Lennart sagte am anderen Morgen: „Es war sehr erbaulich gewesen.“
Samstag, 27. Juli spielte der Posaunenchor bei einem Gemeindetreffen der Evangelischen Kirche in Jörn vor Asylanten. Bei diesem Treffen stellten wir zu unserem Erstaunen fest, dass die Asylanten aus Eritrea gutes Deutsch sprachen. Auf unsere Frage hin sagten sie uns, dass sie die Sprache in der Schule zu Hause gelernt hätten
Der Gottesdienst am Sonntagmorgen, an dem der Posaunenchor gestaltend mitwirkte, dauerte „eindreiviertel Stunden“ live. Die Schweden sind „Lutheraner“ und ihre Gottesdienste sind eher einer Katholischen Messe ähnlich, als unseren Evangelischen Gottesdiensten.  Sie sind noch schlechtere Kirchgänger als wir, und dementsprehend sind ihre Gottesdienste besucht. Nach dieser Marathon-Andacht, die selbst unseren geistlichen Begleitern und geübten Nachtdurchsitzern lang wurde, hatten wir uns das gute Mittagessen redlich verdient, zumal wir ja die ganze Freizeit von einem hervorragenden „Schweden-Dreierteam“ bekocht wurden, was hier lobend erwähnt werden soll. Alle sprachlichen Probleme mit ihnen löste man in genialer Zeichensprache, oder über Lennart, der sehr gut deutsch sprach.

In diesen Breiten in Nordschweden müssen wohl noch Geister und Gnome leben. Eines schönen Morgens waren alle Schuhe der Freizeitgruppe fein säuberlich in einem Raum an Tischen und Stühlen miteinander an sorgfältig geknüpften Knoten zusammengebunden – keiner war es gewesen, keiner konnte es sich erklären.
Oder Paul-Gerhards Auto, eine teure Nobelmarke, stand eines Morgens so exakt zwischen zwei Tannen – kein noch so guter Fahrer hätte so einparken können. Aber wie schon gehabt, es war keiner gewesen, keiner konnte sich das vorstellen.

Doch Heinzelmännchen gab es keine, so konnte ich den Ruf einer „Schweden-Wasch-Expertin“ mit „Trocknungs-Überwachungs-Garantie“ erwerben. Oder, hätte man Bernd nicht die Axt versteckt, wäre in Österjörn alles abgeholzt. Denn für das abendliche „Lagerfeuer“ schaffte er ganze Stämme herbei. Doch auch das konnte uns die Mücken, die einzige Plage unserer Urlaubstage, nicht vom Halse halten.
Mit einem Besuch im Ostseebad Piteå, Lachse angeln mit anschließendem Braten, Backen und Räuchern der Lachse, mit einer „gefährlichen“ Wildwasserfahrt, Kartenspielen aller Art, Elchsafaris, Sauna, Weben, Fahrradfahren und -fallen, Volleyballspielen, Erzählen, Lesen oder einfach nur mal Faulenzen den lieben langen Tag ... oder Waschen, gingen die Tage viel zu schnell vorbei.

Nach zehn Tagen trennten sich unsere Wege wieder. Wir und auch einige andere mussten wieder nach Hause, doch der größte Teil der Gruppe fuhr noch weiter nach Norwegen auf die Lofoten.
Zur Heimreise wählten wir die Binnenstraße. Sie ist zwar weniger gut ausgebaut – einige haben dies am eigenen Auto zu spüren bekommen – aber landschaftlich reizvoller. Berge und Täler unterbrochen von Felsenmeeren, vorbei an den schönen Schwedischen Seen, wir sahen wir uns in Kristinham das interessante Picasso Denkmal an und besuchten Skara, die alte Bischofsstadt mit der größten erhaltenen Altstadt aus Holzhäusern. Wir übernachteten in „Stugors“, hübschen kleinen Holzhäuschen, oft mit Kühlschrank und Kochplatte ausgerüstet, in denen wir gerne länger geblieben wären.
Als wir uns in Helsingborg einschifften, zog Nebel auf und vom Wasser aus gesehen verwischten sich die Konturen der Küste - uns allen aber wird unser Aufenthalt hoffentlich noch lange in sonniger Erinnerung bleiben. 




USA-REISE 1988 – Der Posaunenchor Weilnau auf großer Tour

   von Gabi Blumer, 6. Februar 2016 


Nach einer intensiven Vorbereitungsphase war es soweit und wir fuhren in den Sommerferien 1988 für 4 Wochen in die USA und Kanada. Mit einer Gruppe von ca. 30 Personen, davon knapp 20 Bläserinnen und Bläser, fuhren wir mit dem Bus nach Amsterdam, um dort mit der KLM nach Seattle an die Westküste der Vereinigten Staaten zu fliegen. Für fast alle Mitreisenden war es der erste Besuch in Amerika. Unser musikalisches Programm  war mit Bedacht zusammengestellt und bediente verschiedene Musikgeschmacksrichtungen. Bereits zu Beginn verzögerte sich der Abflug um einige Stunden, sodass die Ankunft in Seattle sich entsprechend verzögerte und wir übermüdet dort ankamen. Freundlich wurden wir von zwei Herren am Flughafen abholt, die ein Jahr zuvor in Altweilnau Station gemacht hatten. Die Weite des Landes wurde uns bald bewusst, denn wir wurden zu einem „Pot Luck“, also einer Grillparty, bei der viele Leute einen Pott Speise beisteuern, ca. eine Autostunde außerhalb von Seattle, eingeladen. Nachdem wir unsere Mietautos am Flughafen abgeholt hatten, ging das Abenteuer los. Wir wurden dort mit gutem Essen willkommen geheißen und haben auch noch völlig übermüdet eine Ständchen gespielt. Dann aber fuhren wir zurück nach Seattle in eine Kirchengemeinde. Dort genossen wir die Gastfreundschaft eines uns unbekannten Pfarrers, der die Gruppe für eine Nacht in seinem Gemeindehaus schlafen lies. In Schlafsäcken und auf Luftmatratzen schliefen wir trotzdem sehr gut.

Der Weg führte uns nun vom Staate Washington nach Montana in ein Städtchen, das Big Timber heißt. Der dortige Gemeindepfarrer kam aus Deutschland und war der Bruder unseres Gemeindepfarrers, Heinrich Siebert, der die Reise hervorragend vorbereitet hatte, aber leider verhindert war und nicht mitgeflogen ist. Nach kurzem Aufenthalt in Big Timber haben wir das kirchliche Camp Mamanagish in den Bergen der Rocky Mountains für eine knappe Woche bezogen. In Blockhütten an einem wilden Fluss mit Namen Boulder wurde an unserem musikalischen Programm nochmals gefeilt. Die restliche Zeit wurde Volleyball oder andere Spiele gespielt und auch tüchtig Bier getrunken. Das durften wir mit Sondergenehmigung tun, denn eigentlich war strenges Alkoholverbot angesagt.

Vier Konzerte sollten es anschließend werden, die der amerikanische Pfarrer Siebert für uns organisiert hatte. Allerdings war die Überraschung groß, denn innerhalb dieser Zeit mussten wir 1400 km zurücklegen. Das hieß morgens aufstehen, frühstücken, auf Achse, nachmittags Anreise am Konzertort, Begrüßung, Zimmerverteilung auf Gastfamilien, kurze Probe in der Kirche, Besuch in der Gastfamile und Konzertkluft anziehen und dann schnell ab in die Kirche zum Konzert. Dies wiederholte sich an vier Tagen. Montana ist sehr groß und dünn besiedelt. Die Landschaft war einfach ganz anders als bei uns. Es war ein sehr trockener Sommer und das Gras konnte nicht mehr als solches bezeichnet werden, es war eher Heu an der Wurzel. Auch war die Landschaft relativ eben, sodass man meilenweit sehen konnte und die Straßen kerzengrade mit Geschwindigkeitsbegrenzung endlos erschienen.


Nach der Konzertreise verweilten wir noch ein paar Tage in Big Timber, genossen die Timber Bar und machten Ausflüge z. B. in den Yellowstone Park, wo ich das erste Mal wilde Elche und Wapitihirsche, Büffel, Kojoten und Geysire, eingebettet in eine grandiose Landschaft, bestaunen durfte. Der Yellowstone Fluss hat sich beeindruckend in einen Canon eingegraben, das war schon ein Vorgeschmack auf weitere Ziele unserer Reise.

Zum Festival of Nations und dem German-Day nach Red Lodge wurden wir eingeladen und haben in einer Großen Turnhalle Choräle und Volkslieder, klassische Stücke usw. gespielt. Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass Deutschland in den Augen der dortigen Anwohner scheinbar nur aus Bayern besteht. In ledernen Seppelhosen, Tiroler Hut und Dirndln mit imposanten Blumengebinden im Ausschnitt fanden wir die Gastgeber vor und mit volkstümlichen Klängen aus der örtlichen Lautsprecheranlage wurden wir begrüßt. Es muss für die Gastgeber eine Enttäuschung gewesen sein, denn die Einzigen, die nicht „deutsch“ ausgesehen haben waren wir. Das Kulturprogramm, bei dem wir mitspielten war für uns gewöhnungsbedürftig und ein absolutes Aha-Erlebnis. Aber die anschließende Feier im Ort machte alles wieder wett.

Ein Besuch bei den Hutteren ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Wir gingen davon aus, dass wir angemeldet waren und wollten, „gut gemeint“, den Anwohnern ein Ständchen mit unseren Instrumenten zu Gehör bringen. Vorher hatte ich mich, wie die meisten Anderen der Gruppe auch, nicht mit den Hutterern beschäftigt und war über ihre altertümliche Kleidung erstaunt. Sie trugen eine Tracht, kommen ursprünglich aus Deutschland und sprechen den Dialekt also eine Sprache die schon mehrere hundert Jahre nicht verändert wird. Ein wirklich altertümliches deutsch. Nun entstand in der Gemeinschaft große Unruhe als wir mit unseren Autos angefahren kamen. Ein Junge lief neben mir aufgeregt her als er meine Trompete sah und sagte: ,Das iss verbodde!“ Ich konnte mir kein Reim darauf machen. Es stellte sich heraus, dass wir weder angemeldet waren, noch dass es erlaubt ist Musik mit Instrumenten zu hören bzw. zu machen. Nach sorgfältiger Beratung der Dorfältesten wurde unser Angebot höflich abgelehnt. Doch die Bewohner waren sehr freundlich und boten uns eine Führung durch ihre Dorfgemeinschaft an. Wir waren in der Zwergschule, dort werden alle Klassen in einem Raum unterrichtet und dort haben wir auch gemeinsam gesungen, denn das ist erlaubt. Leider ist die Textsicherheit bei Bläsern begrenzt, sodass wir meist nur die 1. Strophe singen konnten. Es gibt eine Gemeinschaftsküche mit Speisesaal. Dort haben wir freigiebig das Mittagessen der Gastgeber „auf die Hand“ gelegt bekommen, es war köstlich. Auch die privaten Räume, das heißt jede Familie hat ihre Schlafräume für sich, durften wir besichtigen. Einfach und funktional waren die Räume eingerichtet. Dort ist die Zeit stehen geblieben, denn Fernseher und sonstige neuzeitliche  Errungenschaften waren Fehlanzeige. Aber damit nicht genug. Bei uns in Deutschland waren die Computer noch nicht wirklich massentauglich und etwas Fremdartiges. Dort jedoch  fanden wir bei unserem Rundgang für die Milchwirtschaft computergesteuerte Melkstände und Futterzuteilungen für die Kühe vor. Auch die Traktoren waren so riesig und die landwirtschaftlichen Geräte vom Feinsten. Wie geht das zusammen? Die Gemeinschaft ist sehr reich und für den Lebenserwerb ist auch Technik völlig in Ordnung und erlaubt, aber das einzelne Mitglied der Gemeinschaft hat keinen nennenswerten persönlichen Besitz und lebt sehr gläubig. Das war sehr beeindruckend.

Ein Abstecher in die kanadischen Rockies durfte natürlich auch nicht fehlen. Den Glacier Nationalpark sowie, den Banff Nationalpark haben wir besucht und die schöne Stadt Vancouver am Pazifik war unser nächstes Ziel. Dort wurden wir auch wieder sehr freundlich von Mitgliedern der deutschen Gemeinde aufgenommen. Meine Gastfamilie, ein Ehepaar, lebte lange Zeit in Deutschland bevor sie auswanderten. Sie interessierten sich sehr für meine Herkunft und wollten es ganz genau wissen, wo ich denn nun herkäme. Nach langer Erklärung (nahe bei Frankfurt, Bad Homburg, Taunus, Großer Feldberg, Schmitten, Treisberg) staunte ich nicht schlecht, als die beiden mir sagten: „Da waren wir auch schon, Freunde von uns haben dort eine Wochenendwohnung“. Die Welt ist klein. Die beiden stammten aus Frankfurt und ihre Freunde kenne ich natürlich auch. Aus Verbundenheit mit der Heimat hat der Hausherr mir mit großem Stolz sein Apfelweinfässchen gezeigt und natürlich habe ich probiert. Gar nicht schlecht das Stöffche, es fehlte nur etwas Säure für meinen Geschmack.

Vancouver ist eine wunderbare Stadt, Wasser- und Wintersport ist alles greifbar und der Pazifik ist ein herrlicher Anblick. Eines der größten China-Towns des gesamten Kontinents gibt es dort zu bestaunen und alles gibt es dort frisch zu kaufen. Die feilgebotenen Tiere leiden aber unsäglich und ich habe mitgelitten. Trotz allem war es ein kleiner Ausflug nach China und sehr bemerkenswert.

Nach Süden hat uns unsere Reise dann auch geführt. Im Death Valley ist Gott sei Dank niemand zurück geblieben aber die Hitze war enorm. Auf unserem Weg in den Süden haben wir nochmals als Gruppe eine besondere Gastfreundschaft erfahren dürfen. Der uns unbekannte Pfarrer aus Seattle interessierte sich für unseren Reiseverlauf und sagte uns, dass er einen Freund hat, der Wohnwagen vermietet bzw. einen Campingplatz betreibt. Das würde auf unserer Route gut passen und er würde dafür sorgen, dass wir mit der Gruppe kostenfrei eine Nacht dort bleiben dürften. Gesagt getan! Sein Freund wollte das gerne tun, hatte aber in dieser Nacht keinen Platz und rief kurzerhand einen Freund an, der ein großes Haus hatte. Dieser Freund entpuppte sich als ein reicher Mann, der ein riesiges Anwesen mit seiner Familie bewohnte und uns in seinem Haus für eine Nacht schliefen lies (ca. 30 Personen, unglaublich!) einfach so….. Zum Dank holten wir natürlich wieder unsere Instrumente heraus und spielten Choräle, klassische Stücke, Spirituals, uvm.

In Utah haben wir die Stadt der Mormonen, Salt Lake City, besucht. Die auch für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich breiten Straßen und der Besuchertempel waren zu bestaunen. Auch war die Stadt mit vielen Lichtern geschmückt, sodass die Verwunderung groß war und wir uns die Frage stellten: „Ja ist denn schon Weihnachten?“ Für die Ahnenforschung blieb leider keine Zeit. Aus Glaubensgründen kaufen sie viele Kirchenbücher auf und haben somit eine riesige Datenbank auch von verstorbenen Europäern.

Ein großes Highlight auf unseren Weg war auch Las Vegas. Dort konnten wir bei Nacht die verschiedenen Casinos besuchen. Wie sollte es anders sein, auch hier war es durch persönliche Kontakte wieder möglich auch die hinteren Zimmer und Spieltische zu besichtigen, die für den „Normalotouristen“ nicht geöffnet wurden. Dort wurde um sehr große Summen gespielt und mancher schaute sehr angespannt drein. Bei angenehmen Temperaturen konnten wir in einem Meer von bunten Lichtern über die Straßen schlendern und die reichliche Ausstattung von Cesars-Palace und dem  Golden Nugget bestaunt. Mit Tricks wollten sich einige Youngster aus unserer Gruppe den Eintritt in die Casinos verschaffen, leider war das Personal unerbittlich, sodass für einige aus der Gruppe die Türen verschlossen blieben. Nennenswerte finanzielle Verluste oder Gewinne sind bei unserer Gruppe ausgeblieben.

Weitere Stationen waren der Grand Canyon, Zion Nationalpark und Bryce-Canyon. Die atemberaubende Landschaft ließ uns nur noch staunen. Vier Klimazonen konnte man vom Einstieg bis unten zum Colorado Fluss durchlaufen. Die Wasserflasche war das wichtigste Utensil bei der Hitze. Aber auch eine Mütze war unerlässlich, denn der Sonnenstich eines Gruppenmitglieds verdarb ihr den Genuss der wunderschönen Landschaft. In der Dämmerung war das Farbenschauspiel besonders beeindruckend. Wieviele Rot- Braun- und Ockerfarbtöne dort dem Auge schmeichelten ist unbeschreiblich. Die Formenvielfalt im Zion Nationalpark mit dem Farbspiel bleiben ein unvergessliches Spektakel.

Weiter führte uns der Weg gen Westen. Als meinen persönlichen Lieblingsnationalpark habe ich den Yosemeti Nationalpark in Erinnerung. Die Seen mit weißem Sand, die lebensfeindlichen Granitplatten der Felsen in dem doch noch ein  Baum Wurzeln schlägt und Halt und Nahrung findet, der Half Dome, ein gewaltiger Felsen, die Bäume und vor allem die Riesenmammutbäume, Sequoia-Bäume, die wir nur mit einer beachtlichen Zahl von Menschen umschließen konnten, machten mich ehrfürchtig angesichts ihres majestätischen Anblicks, Alters und Größe. 2000 Jahre und älter können diese Bäume werden, gemessen an unserer menschlichen Zeitspanne unbegreiflich.

Die letzte große Stadt unserer Reise nährte sich nun und war nach so viel Natur-Superlativen auch noch in urbaner Hinsicht ein Klasse für sich. Das Ziel und Ende der Reise war San Francisco. Hier verweilten wir noch einige Tage und haben die Architektur Häuser mit Feuerleitern, Fisherman’s Wharf, die Lombard Street, das Cable Car,  China-Town und vieles mehr gesehen. Die Stadt ist eine Reise wert. Schon damals war die Armt und viele Obdachlose im Stadtbild bei aller Pracht und Schönheit nicht zu übersehen. Dass später auch hier in Deutschland so viele Menschen obdachlos sein würden in unseren großen Städten, hätte ich damals  nicht für möglich gehalten. Der Pazifik zeigte sich auch dort wieder von seiner schönsten Seite und wir genossen den Blick in die Weite und auf Alcatraz.


Die Reise hat uns sehr viele nachhaltige Eindrücke beschert. Kulinarische Eindrücke, persönliche Begegnungen, eine atemberaubende Natur und die Stärkung unserer Chorgemeinschaft. Der Ansatz war nach diesem Abenteuer so gut wie nie zuvor und aus diesem Grunde schlossen sich noch zwei weitere Reisen mit Ziel Amerika an.


Die nächste Reise führte uns wieder in den Westen der Vereinigten Staaten und Kanada. Das Konzept war aber etwas anders. Es wurden auch Zeiten des individuellen Reisens eingebaut und Treffpunkte mit Konzerten an ausgewählten Orten verabredet.  Jede Autobesatzung wählte individuell die Reiseziele aus. Der Schwerpunkt wurde teilweise etwas ausführlicher nach Kanada verlagert. In British Columbia  wurde der Jasper Nationalpark und Banff Nationalpark Vancouver Island, Olympic Island besucht. Der andere Gruppeteil bevorzugte Los Angeles, Monument Valley, Lake Powell, Hoover Dam usw.
Die letzte Kanada/USA Reise führte den Posaunenchor in den Osten, in die Neu-England-Staaten, Bosten, New-York, und nach Kanada in die Provinzen Ontario und Quebec. Einige Konzerte haben wir gegeben unter anderem in Montreal, diese schöne Stadt wurde ausführlich erkundet. Verschiedene Nationalparks, die Niagarafälle, die Appalachen und die Seenplatte und vieles mehr schlossen sich an.

Der Chorgemeinschaft haben diese Reisen sehr gut getan. Es sind viele nachhaltige Bindungen entstanden und es ist immer wieder schön gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen zu teilen. Diese musikalischen, außergewöhnlichen, gemeinsamen Ziele wurden gemeinschaftlich erarbeitet und gemeinsam verbrachte Zeit ist eine gute Basis für den Fortbestand unserer Chorgemeinschaft.  


Wer weiß wohin der Chor noch reisen wird…. wer weiß?...